Jörg Weindl
Wie kam es zum Engagement am Mikrofon und was war der erste Einsatz?
Ich habe 1992 die Ausbildung zum Turnierleiter gemacht. Bei bestandener Prüfung ist man befähigt, ganz offiziell Tanz-Turniere zu leiten. In dieser Funktion muss man ganz zwangsläufig das Mikrofon in die Hand nehmen. Das war bei mir 1993 bei einem offenen Turnier in Tübingen erstmals der Fall. Über den Tag verteilt waren das 70 bis 80 Paare. Ich stand etwas erhöht auf einer Bühne und habe mich etwas unwohl gefühlt. Im Prinzip war das in erster Linie das Ansagen von Startnummern. Später, bei Formationsturnieren, nahm der Moderationsanteil dann stetig zu.
Was war bislang der Höhepunkt?
Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Denn mittlerweile habe ich hunderte von Turnieren in ganz Deutschland geleitet. Ein erster Höhepunkt war sicherlich meine „Bundesliga-Premiere“. Im Jahr 1998 war die Formations-Bundesliga zu Gast in Mössingen und ich durfte dieses Turnier leiten. Zwei Jahre später war ich erstmals in Ludwigsburg bei einem Bundesliga-Turnier am Mikrofon, was angesichts der Historie des Vereins etwas ganz Besonderes war. 2006 ging es dann in die Porsche-Arena nach Stuttgart mit mir als einziger Moderator der Deutschen Meisterschaften, was natürlich noch einmal eine ganz andere Hausnummer war. Unvergessen bleibt 2009, als ich gemeinsam mit Heidi Estler bei der WM in Ludwigsburg durchs Programm führen durfte und am Ende die Ludwigsburger Formation mit „Barcelona“ Weltmeister wurde.
Und was ist negativ in Erinnerung geblieben?
Richtig negativ war das Erlebnis zwar nicht, allerdings war es mir etwas peinlich, als ich 2009 bei der Siegerehrung in Ludwigsburg schluchzen musste. Ich war Teil des Orga-Teams, habe viele Stunden in die Organisation der WM gesteckt und war einfach überwältigt, als dann der Titel an die TCL-Formation ging.
Welche Anekdote bleibt in Erinnerung?
Beim Tanzen gibt es in der Mitte der Fläche ein Kreuz, welches den Formationen Orientierung bietet. Bei einer DM löste sich einmal das Mittelkreuz und ich habe, mit Mikrofon in der Hand, dieses wieder hergerichtet. Für diese handwerkliche Tätigkeit meinerseits gab es dann sogar Szenenapplaus.
Welches ist der beste Song?
Beim Tanzen spielt die Musik ja eine ganz wichtige Rolle. Ich arbeite seit Jahren bei bestimmten Anlässen wie der Siegerehrung mit den gleichen Lieder, um einen Wiedererkennungswert zu erreichen. Einer dieser Songs ist „Popcorn“ von Hot Butter.
Gibt es ein wichtiges Ritual?
Zu Beginn eines Turniers frage ich regelmäßig, wer denn erstmals bei einem Tanzturnier dabei ist. Von der Rückmeldung mache ich abhängig, wie viel ich erkläre.
Welche Kollegin oder welchen Kollegen finden Sie klasse?
An erster Stelle möchte ich da die langjährige DTV-Präsidentin Heidi Estler nennen. Mit ihr verstehe ich mich blind. Mein großes Vorbild ist der Stellvertretende Bundessportwart Andreas Neuhaus aus Bremen, mit dem zusammen ich in diesem Jahr das Aufstiegsturnier leiten durfte. Dann bewundere ich die Stadionsprecher, zum Beispiel Holger Laser vom VfB, die das Publikum einheizen. Das darf ich zum Beispiel überhaupt nicht, da ich ja neutral sein muss.
Wo wäre ein Engagement undenkbar?
Gute Frage: Im Prinzip kann ich mir vorstellen, bei zahlreichen anderen Sportarten oder bei einem Ball die Moderation zu übernehmen. Mir macht Moderation sehr viel Spaß und habe da wenig Berührungsängste. Auch beim Bundeswehr-Radio Andernach saß ich als Angehöriger der Streitkräfte schon mal am Mikro.
Wie hält man die Stimme fit?
Da habe ich kein Patentrezept. Glücklicherweise hält meine Stimme lange durch.
Wenn die Möglichkeit bestünde, dass ein Wunsch in Erfüllung geht …
… dann würde ich mir wünschen, einmal eine eigene Radio-Show zu haben – zum Beispiel im Nachtprogramm.
Jörg „Schorsch“ Weindl moderiert seit drei Jahrzehnten bundesweit Tanzturniere. Hauptberuflich arbeitet er für die Bundeswehr. Ehrenamtlich sitzt Weindl als Landeslehrwart im Präsidium des Tanzsportverbandes Baden-Württemberg. [Fotos: Pressefoto Baumann]